Nierenkolik -was nun?

Nierenkolik -was nun?

Liebe Leser,

wie ich ja schon mehrfach erwähnt habe, war ich in den letzten 2 ½ Jahren des Öfteren Gast in irgendeiner Notaufnahme. 

Wie läuft das eigentlich ab?
Für jemanden, der noch nie in einer Notaufnahme war, kann das durchaus beängstigend oder zumindest verstörend sein. Da ich leider in dieser Hinsicht schon einige Erfahrungen in verschiedenen Kliniken machen musste, schildere ich einfach mal, was ich dort erlebt habe und wie ich das so erlebt habe.
Aber keine Bange. Ihr bekommt dort Hilfe!

Gleich zu Beginn ein kleiner Tipp:
Solltet ihr merken, dass ihr eine Nierenkolik bekommt, ruft einen Krankenwagen. Die Sanitäter können schon  Vorbereitungen  treffen, wie zum Beispiel eine Infusions-Zugangsnadel legen und euch schon mit Schmerzmitteln versorgen. Ebenso melden sie euch schon im Krankenhaus an. Das beschleunigt einiges und ihr müsst diese unfassbaren Schmerzen nicht unnötig lange aushalten. Bei mir ist das zum Beispiel immens wichtig, weil jedes Krankenhaus mit Urologie ca. 1 Stunde von meinem Wohnort entfernt liegt.
Auch kann es notwendig werden, dass unterwegs ein Notarzt dazu gerufen werden muss, wenn die Beschwerden unerträglich werden. Notärzte dürfen stärkere Schmerzmittel verabreichen, als Sanitäter. Wenn ihr dann schon in einem Krankenwagen liegt, sind die nötigen Abläufe und Absprachen der Hilfskräfte ungleich einfacher.

Außerdem wird es einem Patienten, der noch selbst laufen kann, augenscheinlich  (noch) nicht so extrem schlecht gehen. Ich will damit sagen, dass es vielleicht tapfer wirkt, selbst in die Notaufnahme zu wackeln, aber auch zu einer Fehleinschätzung eures Zustandes führen kann. Man sieht es euch unter Umständen nicht an, wie schlecht es euch wirklich geht. Ich neige zum Beispiel zu blöden, lockeren Sprüchen. Das hilft mir selbst, mit der Situation klar zu kommen, wird aber oft falsch verstanden. Nur zu oft habe ich schon die hochgezogenen Augenbrauen bemerkt. Letztlich liegt es in jedem seiner eigenen Verantwortung, das System im Krankenhaus nicht auszunutzen oder zu missbrauchen. Und glaubt mir: die Helfer bekommen sehr schnell heraus, was wirklich Sache ist. Die haben genug Erfahrung. Habt bitte auch Verständnis, wenn ihr nicht die Priorität 1 seid. Hinter der nächsten Tür kämpft vielleicht ein Unfallopfer ums Überleben. 

Üblicherweise wird man schon beim bloßen Verdacht auf Nierenkolik (bislang hat es bis zu diesem Zeitpunkt ja noch kein Arzt bestätigt) recht schnell drangenommen. Ich selbst habe die Erfahrung gemacht, dass wir hier von wenigen Minuten reden. Aber kaum länger als eine halbe Stunde.

In den Notaufnahmen der Krankenhäuser findet in der Regel bei jedem Patienten eine Ersteinschätzung statt. Patienten mit nicht lebensbedrohlichen Erkrankungen und leichten Schmerzen, wie zum Beispiel dem berühmten Männer-Schnupfen, werden nicht so hoch priorisiert, wie zum Beispiel ein Herzinfarkt. Auch wenn der Männerschnupfen von den Betroffenen als potenziell tödlich empfunden wird.
Die Ersteinschätzung bzw. Priorisierung finde ich absolut nachvollziehbar und fair. Aber man muss die Zusammenhänge kennen, um zu verstehen, wie so eine Notaufnahme funktioniert.

Schmerzen bei Nierenkoliken können sehr oft und sehr schnell so stark werden, dass man sogar manchmal von "Vernichtungsschmerz" spricht. Es ist schlicht unzumutbar, jemanden mit solchen Schmerzen lange warten zu lassen. 

Deshalb wird schon sehr schnell die Frage gestellt, welchen Wert man auf einer Skala von 1 bis 10 (1=kein Schmerz, 10=nicht auszuhalten) als Schmerz empfindet. Gebt hier bitte immer eine ehrliche Antwort. Umso besser können euch die Helfer auch Hilfe leisten. 

Ebenso schnell, wie ich dran gekommen bin, habe ich bislang auch eine Versorgung mit Schmerzmitteln bekommen. Gefahr erkannt - Gefahr gebannt.

Die verabreichten Mittel wirken in der Regel sehr schnell, so dass ich schon bald wieder durchatmen und klarer denken kann.

Unterschätzt bitte nicht, wie viel Kraft solche Schmerzen kosten.

Nun kann es passieren, dass ihr erst einmal warten müsst. Das kann schon mal mehrere Stunden dauern. Das ist abhängig davon, wieviel in der Notaufnahme los ist und ob gerade ein Facharzt verfügbar ist. Vielleicht steht der gerade im OP. Aber ihr seid schmerztechnisch versorgt. Nutzt die Zeit und ruht / schlaft ein wenig. Je besser ihr entspannt, desto einfacher wird es für euch.

Wenn dann also der Facharzt (Urologe) kommt, wird in der Regel erst einmal eine Ultraschalluntersuchung eurer Niere gemacht. Damit stellt man fest, ob und wie die Niere staut. Eine Stauung der Niere wird in verschiedene Grade eingeteilt. Von gar nicht, bis 3-gradig (zumindest war das bei mir bislang so).
Auch werdet ihr wahrscheinlich abgeklopft und je nach Arzt noch weiter körperlich untersucht.
Je nach dem, wird der untersuchende Arzt entscheiden, wie es nun weitergeht. Wenn erst einmal keine akute Handlungsnot besteht, könnt ihr vielleicht sogar wieder nach Hause, oder werdet stationär aufgenommen und könnt erst einmal zur Ruhe kommen. 
Sollte jedoch ein akuter Handlungsbedarf bestehen, ging es bei mir direkt in den OP. Was dann genau operiert wird, hängt von eurer Situation ab. Die verschiedenen Operationsformen, die ich bislang "erleben" durfte, werde ich in einem anderen Beitrag beschreiben.

Das war normalerweise schon der Ablauf in der Notaufnahme. Zumindest, wie ich es kennengelernt habe.

Wer also eine Notaufnahme noch nie selbst von innen erlebt hat, braucht keine Angst zu haben. Ihr bekommt die Hilfe, die ihr braucht. 

Hier noch ein Tipp:
Wenn ihr den Krankenwagen gerufen habt, legt schon einmal eure Krankenkassenkarte, Medikamentenplan und ggf. vorhandene Befunde bereit. Das erleichtert es den Hilfskräften, alles Nötige im Hintergrund zu veranlassen.
Denkt ggf. an eine kleine Tasche mit dem Nötigsten persönlichen Sachen, falls ihr im Krankenhaus bleiben müsst.

  • Unterwäsche
  • Zahnpflege
  • Handtuch
  • Waschlappen
  • Duschgel, Cremes, etc.
  • ggf. Medikamente - es kann etwas dauern, bis die nötigen Medikamente im Krankenhaus zur Verfügung stehen. Aber die Einnahme mit dem Arzt unbedingt absprechen
  • ggf. etwas Geld
  • Ladekabel für das Handy
  • Handy

Natürlich wäre es gut, wenn euch da jemand zur Hand gehen kann. Ihr werdet unter den Schmerzen kaum dazu in der Lage sein. Nutzt gerne dazu die obige Liste als Gedankenstütze. (Falls ihr keine Hilfe habt, bittet ggf. die Sanitäter höflich um Unterstützung. Helft mit, soweit ihr könnt.)

Noch ein für mich wichtiger Hinweis:
Benehmt euch in der Notaufnahme bitte friedlich und freundlich. Die Helfer stehen oft unter enormen Stress und Druck. Auch wenn es manchmal nicht so aussieht. Sie wollen euch nur helfen. Gebt ihnen eine Chance dazu. Sie haben bestimmt wenig Motivation, wenn sie angemault werden.
Leider habe ich oft erleben müssen, dass sich manche Patienten in der Notaufnahme wirklich asozial benehmen. Sie glauben alleine auf dieser Welt zu sein und einen alleinigen, egoistischen Anspruch auf Hilfe zu haben. In einer Notaufnahme kommt ein unsagbares Leid, verschiedener Menschen zusammen, die ALLE Hilfe benötigen. Nehmt also bitte Rücksicht! Auf Patienten und Personal!

Ich vertraue auf euch 😉

Herzlichst, Euer Lothar

 

Bildquelle: (c) YAY Images